Büffeln für den Schweizer Pass
In Pfäffikon findet zum wiederholten Mal ein Einbürgerungskurs statt. Die Teilnehmenden legen sich mächtig ins Zeug, denn ein erfolgreicher Abschluss ist Voraussetzung für den Erhalt der Schweizer Staatsbürgerschaft. von Claudia Hiestand Für einen kurzen Moment herrscht in Zimmer 01-14 im ersten Stock des Berufsbildungszentrums Pfäffikon (BBZP) konsternierte Stille, als Rektor Roland Jost eine vierseitige Prüfung austeilt und die Anwesenden auffordert, die Fragen zu beantworten. «Keine Angst», beruhigt er. «Es handelt sich nur um einen Zwischentest, der Ihnen aufzeigt, wie viel Sie schon wissen und wo Sie noch mehr lernen sollten.» 17 Personen atmen erleichtert auf. Sie stammen aus Frankreich, Russland, Venezuela, Deutschland, Grossbritannien, Sri Lanka oder Albanien und besuchen seit Anfang September den Kurs «Gesellschaft und Politik» am BBZP. Die Jüngsten, drei Teenager, gehen noch zur Schule. Die Übrigen sind erwachsen und berufstätig: als Lastwagenchauffeur, als Archäologin, als Ingenieur oder als Projektleiter in einer internationalen Grossfirma.
Sechs Kursabende
So unterschiedlich die Menschen in dieser bunt zusammengewürfelten Gruppe auch sind, sie haben eines gemeinsam: den Wunsch, das Land, in dem sie seit zehn oder mehr Jahren leben, arbeiten und ihre Pflichten wahrnehmen, mitzugestalten und sich am politischen Geschehen zu beteiligen. Deshalb wollen sie sich in der Schweiz einbürgern lassen und eignen sich grundlegendes Staatskundewissen an. An sechs Kursabenden machen sie sich unter Anleitung von Roland Jost mit den schweizerischen und schwyzerischen Lebensgewohnheiten, Sitten und Bräuchen vertraut und lernen das Wichtigste über Geografie, Geschichte, Demokratie, Föderalismus, Arbeit, Bildung, soziale Sicherheit oder Religion. Am siebten Kursabend legen sie eine schriftliche Prüfung mit rund 40 Fragen zur Schweiz und zum Kanton Schwyz ab.
Aktives Mitmachen
Einfach ist die Prüfung nicht. Wer sie bestehen will, muss Einsatz zeigen und Zeit investieren. Die sprachlichen Anforderungen sind hoch, ansonsten würden die Kursteilnehmer die teils komplexe Materie gar nicht verstehen. Jost ist vom Lerneifer der Einbürgerungskandidaten beeindruckt. «Es ist unübersehbar, dass sie sich wirklich integrieren wollen», sagt er. «Sie folgen dem Unterricht aktiv, denken mit und stellen kritische Fragen.» Ausserdem seien sie teils sehr aufgeregt im Hinblick auf die bevorstehende Prüfung und machten sich Sorgen, ob sie sie bestehen. «Das zeigt, wie wichtig es ihnen ist, Schweizerin oder Schweizer zu werden. Für sie ist der Erhalt des Schweizer Passes wirklich eine Herzensangelegenheit.» Als die beiden zuständigen Lehrpersonen der Einbürgerungskurse am Ende des vergangenen Schuljahrs pensioniert wurden, war für Jost schnell klar, dass er diese Aufgabe übernimmt. «Abgesehen davon, dass mir das Unterrichten Spass macht und ich auch als Rektor ein gewisses Unterrichtspensum erfüllen muss, ist die Integration der ausländischen Bevölkerung meines Erachtens sehr wichtig. Allein schon deshalb, weil die Wirtschaft sie angesichts des Fachkräftemangels braucht.» Deshalb sei es für ihn unbestritten, dass sich sein Engagement auszahle. Die Teilnehmer des Einbürgerungskurses wohnen teils seit Jahrzehnten in der Schweiz und wollen sich an der Zukunftsgestaltung ihrer neuen Heimat aktiv und verantwortungsvoll beteiligen.
Quelle: March Anzeiger 28.09.18, Claudia Hiestand
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